Der NEV ist 100 Jahre alt – Aktivposten in der Energiewende

BOSCHKOMM, 07. Dezember 2020 Presseartikel

Aktivposten in der Energiewende

Der Neckar-Elektrizitätsverband (NEV) ist 100 Jahre alt geworden, kann dieses Jubiläum coronabedingt jedoch nicht angemessen feiern. Das ändert aber nichts an der treibenden Rolle des NEV bei der Energiewende, die bei der Verbandsversammlung in Esslingen auch vom Bundesumweltministerium gewürdigt wurde. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Arbeit des Verbands.

Wer steht hinter dem Verband?
Der Neckar-Elektrizitätsverband ist ein Zusammenschluss von 176 Kommunen und Kreisen. Über mehrere Beteiligungen sichert der Verband ihnen einerseits Einfluss auf den Kurs der Energiewende. Andererseits werfen die Beteiligungen für die Mitglieder Renditen ab, sie profitieren also auch wirtschaftlich.

Welche Rolle spielt der NEV?
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann bezeichnet den Verband als Bindeglied zwischen Energieversorgen und Kommunen. So hält der NEV beispielsweise Anteile an der EnBW und der Süwag. Er ermöglicht es zudem seinen Mitgliedern sich selbst an Energieprojekten zu beteiligen. Der Verband sorgt nach Ansicht des Ministerpräsidenten dafür, dass die Energiewende auch auf Landesebene gelingt und Klimaziele gemeinsam erreicht werden. Rita Schwarzelühr-Sutter, Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, würdigte den Neckar-Elektrizitätsverbands in der Verbandsversammlung als aktiven Teil der Energiewende, der diese „greifbar“ mache.

Wie arbeitet der NEV konkret?
Der Neckar-Elektrizitätsverband investiert zum Beispiel in Erneuerbare Energien. In den vergangenen Jahren waren es insgesamt 25 Millionen Euro, der Wirtschaftsplan für 2021 sieht weitere drei Millionen Euro vor. Nach der Beteiligung am EnBW-Onshore-Portfolio (2014) folgten Beteiligungen an den Solarparks Kenzingen (2016) und Berghülen (2017). Anfang 2019 kaufte der NEV Anteile am Windpark Buchholz III und am baden-württembergischen Windpark Aalen-Waldhausen. Ende 2019 erwarb der NEV gemeinsam mit den Stadtwerken Esslingen den Solarpark Speichersdorf mit einer Leistung von neun Megawatt. Im Jubiläumsjahr 2020 übernahm der Verband den Solarpark Bonnhof-West zu 100 Prozent. Dieser wird erstmals nicht über das Erneuerbare-Energien-Gesetz, sondern durch einen Stromabnahmevertrag finanziert.

Wie engagiert sich der NEV beim Netzausbau?
Die Energiewende wird nur gelingen, wenn die dezentralen Verteilernetze den Anforderungen, etwa durch den Ausbau der E-Mobilität standhalten. Der NEV investiert über die Neckar Netze und die KAWAG-Netze in diesen Bereich. Derzeit wirft dieses Engagement positive Renditen ab. Um die Netzgesellschaften wirtschaftlich noch besser zu positionieren, will der NEV auch im Bereich der Gasverteilnetze aktiv werden. Die Neckar Netze haben sich bereits auf Gaskonzessionen beworben, im Bereich der KAWAG-Netze ist die Gründung einer eigenen Gasverteilnetzgesellschaft beschlossen. Noch gibt es allerdings keine Einigung mit der Landeskartellbehörde.

Welche Probleme sieht der Verband beim Netzausbau?
Bei der Verbandsversammlung wiesen der Vorsitzende, Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger, und Geschäftsführer Mario Dürr darauf hin, dass der Netzausbau gefährdet ist. Grund ist die geplante Absenkung der Eigenkapitalverzinsung durch die Bundesnetzagentur. Das verschlechtert die Investitionsbedingen für die Netzbetreiber. Unter anderem mit einem Offenen Brief an das Bundeswirtschaftsministerium setzt sich der NEV für einen Kurswechsel ein.

Wie hat sich der NEV in den 100 Jahren seiner Geschichte entwickelt?
Mit Gründung der öffentlich-rechtlichen Körperschaft „Bezirksverband Neckar-Enzwerke“ mit Sitz in Esslingen wurde 1920 der heutige Neckar-Elektrizitätsverband aus der Taufe gehoben. Schon damals ging es darum, dass alle Kommunen mit Strom versorgt werden und dieselben Preise bezahlen. Dieser Solidaritätsgedanke zählt auch heute noch. Lebendig ist auch in der Gegenwart der Gedanke, kleineren Städten und Gemeinden die Möglichkeit zu geben, an der Energiewende teilzuhaben. Seinen heute noch gültigen Namen erhielt der NEV 1935 als sich die „Bezirksverbände Neckar-Enzwerke“ und das „Überlandwerk Altwürttemberg“ zusammenschlossen.

Wie steht der Verband wirtschaftlich da?
Der Neckar-Elektrizitätsverband kann auf eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte zurückblicken. Er erwirtschaftet solide Erträge. Für das Geschäftsjahr 2019 fließen aus den Überschüssen 952.000 Euro an die Mitglieder. Die Bilanzsumme des Verbands wuchs von 2018 auf 2019 um 15,3 Prozent auf 119 Millionen Euro.

Welche Zukunftspläne gibt es?
Eine seiner Hauptaufgaben sieht der NEV weiterhin darin, die Energiewende voranzubringen. Geplant sind weitere Beteiligungen, vor allem die Solarenergie steht im Fokus. Zudem soll das Engagement bei den Netzgesellschaften wachsen, im Blick hat der Verband insbesondere den Gasbereich.

Welche Personalentscheidungen wurden getroffen?
Die Mitglieder wählten einstimmig Mario Dürr aus Neckarwestheim für weitere fünf Jahre als Geschäftsführer. Nachfolger für den ausgeschiedenen Ludwigsburger Landrat Dr. Rainer Haas als stellvertretender Verbandsvorsitzender wurde Dr. Richard Sigel (Landrat im Rems-Murr-Kreis). Neu in den Verwaltungsrat ziehen Landrat Dietmar Allgaier (Ludwigsburg) und Oberbürgermeister Christof Bolay (Ostfildern).

Text: © BOSCHKOMM – Journalismus und Kommunikation, 2020; www.boschkomm.de
Bilder: © Claudia Fy – Fotografie, 2020; www.claudiafy.de